Auf, auf zum fröhlichen Jagen,
Auf in die grüne Heid!
Es fängt schon an zu tagen,
Es ist die schönste* Zeit.
Die Vögel in den Wäldern
Sind schon vom Schlaf erwacht
Und haben auf den Feldern
Das Morgenlied vollbracht.
Tridi hejo di hejo, di hedi hedio
Tridio hejo di hejo di tridio tridio.
*oder: höchste
Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme
Frisch auf, zum fröhlichen Hetzen,
Fort in das grüne Feld,
Wo man mit Garn und Netzen
Das Wild gefangen hält.
Nun ladet eure Buchsen*
Mit Pulver und mit Blei
Und macht der Jagd zu Ehren
Ein fröhliches Geschrei!**
Tridi hejo di hejo, di hedi hedio
Tridio hejo di hejo di tridio tridio.
*oder: Röhren
**oder: fröhlich Jagdgeschrei
Frühmorgens, als der Jäger
In grünen Wald ’neinkam,
Da sah er mit Vergnügen
Das schöne Wildbret an.
Die Gamslein Paar um Paare,
Sie kommen von weit her,
Die Rehe und das Hirschlein,
Das schöne Wildbret schwer.
Tridi hejo di hejo, di hedi hedio
Tridio hejo di hejo di tridio tridio.
Das edle Jägerleben
Vergnüget meine Brust,
Dem Wilde nachzustreifen
Ist meine höchste* Lust.
Wo Reh und Hirsche springen,
Wo Rohr und Büchse knallt,
Wo Jägerhörner klingen,
Da ist mein Aufenthalt.
Tridi hejo di hejo, di hedi hedio
Tridio hejo di hejo di tridio tridio.
*oder: größte
Das Gras ist unser Bette,
Der Wald ist unser Haus,
Wir trinken um die Wette
Das klare Wasser aus.
Laßt nur die Faulen liegen,
Gönnt ihnen ihre Ruh,
Wir jagen mit Vergrnügen
Dem grünen Walde zu!
Tridi hejo di hejo, di hedi hedio
Tridio hejo di hejo di tridio tridio.
Dieses Lied hat viele Strophen. In den Liederbüchern steht in der Regel eine Auswahl von 2-5 Strophen, teilweise wurden auch 2 der ursprünglichen Strophen zu einer vermengt. Hier die Strophen aus einem Liederbuch von 1807:
Auf, auf zum fröhlichen Jagen,
Auf in die grüne Heid!
Es fängt schon an zu tagen,
Es ist die schöne Zeit.
Auf, bei den frohen Stunden,
Mein Herz ermuntre dich,
Die Nacht ist schon verschwunden,
Und Phöbus zeiget sich.
Seht, wie das Heer der Sterne
Den schönen Glanz verliert
Und wie sie sich entfernen,
Wenn sich Aurora rührt.
Die Vöglein in den Wäldern
Sind schon vom Schlaf erwacht,
Und haben auf den Feldern
Ihr Morgenlied gebracht.
Wir rüsten uns zum Streite
Und jagen Paar und Paar;
Die Hoffnung reicher Beute
Versüßet die Gefahr.
Wir weichen nicht zurücke,
Obgleich ein wilder Bär,
Und noch ein großes Stücke,
Nicht ferner von uns wär.
Will gleich ein wilder Hauer
Mit seinen Waffen dräun,
Fängt man an ohne Schauer
Hussa! Hussa! zu schrein,
Damit das Ungeheuer,
Wenn es die Kugel brennt,
Schon nach empfangnem Feuer
In sein Verderben rennt.
Das edle Jägerleben
Vergnüget meine Brust;
Den kühnen Fang zu geben,
Ist meine größte Lust.
Wo Reh und Hirsche springen
Wo Rohr und Büchse knallt,
Wo Jägerhörner klingen,
Da ist mein Aufenthalt.
Frisch auf, zum fröhlichen Hetzen,
Fort in das grüne Feld,
Wo man mit Garn und Netzen
Das Wild gefangen hält.
Auf, ladet eure Röhren
Mit Pulver und mit Blei
Und macht der Jagd zu Ehren
Ein fröhlich Jagdgeschrei.
Sind unsre matten Glieder
Vom Sonnenglanz erhitzt,
So legen wir uns nieder,
Wo frisches Wasser spritzt,
Wo Zephyrs sanftes Blasen
Der Sonne Glanz besiegt,
Da schläft man auf dem Rasen,
Mit Anmut eingewiegt.
Das Gras ist unser Bette,
Der Wald ist unser Haus,
Wir trinken um die Wette
Das klare Wasser aus.
Kann man dem Schlaf nicht weichen,
So ruht man auf dem Klee,
Das Laub der hohen Eichen
Ist unser Kanapee.
Ein weibliches Gemüte
Hüllt sich in Federn ein,
Ein tapfres Jagdgeblüte
Muß nicht so träge sein.
Drum laßt die Faulen liegen,
Gönnt ihnen ihre Ruh:
Wir jagen mit Vergnügen
Dem dicken Walde zu.
Frisch auf, ihr lieben Brüder,
Ergreifet das Geschoß,
Auf, legt die Winde nieder,
Und geht aufs Wildpret los.
Erfrischt die matten Hunde
Durch frohen Zuruf an,
Und ruft aus vollem Munde,
So viel ein jeder kann.
Will gleich zu manchen Zeiten,
Blitz, Wetter, Sturm und Wind
Einander widerstreiten,
Die uns zuwider sind;
So sind wir ohne Schrecken
Bei allem Ungemach,
Und jagen durch die Hecken
Den schnellen Hirschen nach.
Text: Gottfried Benjamin Hancke 1724 – (1695-1750)
Melodie: Kärnten, Österreich 18. Jahrhundert.
Es gibt noch eine zweite Melodie, auf die dieses Gedicht gesungen wird. Diese nutzte J. S. Bach in seiner Bauernkantate zu dem Lied „Es nehme 10000 Dukaten der Kammerherr alle Tag‘ ein“
Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Tobias Widmaier: Auf, auf zum fröhlichen Jagen (2012). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
http://www.liederlexikon.de/lieder/auf_auf_zum_froehlichen_jagen/
Seit seiner Entstehung zählt „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ zu den populärsten deutschen Jägerliedern. Den Text des Liedes schrieb Gottfried Benjamin Hancke 1723 zur Weise des französischen Jagdliedes „Pour aller à la chasse“. Im Prozess seiner Tradierung durchlief das Lied eine Reihe von Veränderungen. Eine Anfang des 20. Jahrhunderts in Kärnten aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnete Variante mit anderer Melodie wurde zur Standardfassung von „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ in Gebrauchsliederbüchern.
I. Der zum Literatenkreis um den böhmischen Grafen Franz Anton von Sporck (1662–1738) gehörende Gottfried Benjamin Hancke (1693–um 1750) schrieb den Text des volkstümlich gewordenen Jägerliedes „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ 1723 vermutlich auf einen Auftrag seines Gönners hin. Zuerst veröffentlicht wurde dieses nicht, wie immer wieder angegeben, in Hanckes 1727 erschienener Sammlung „Weltliche Gedichte“, sondern auf der Rückseite eines Einblattdruckes, den Sporck anlässlich der im Herbst 1723 im Umkreis seiner Besitzungen stattfindenden Jagden herstellen ließ. Prominentester Jagdteilnehmer war Kaiser Karl VI., der am Hubertus-Tag (3. November) 1723 in den Hubertusorden aufgenommen wurde, eine von Sporck begründete Gesellschaft adliger Parforcejäger. Der genannte, wohl den Mitgliedern des Hubertusordens als Geschenk zugedachte Privatdruck, dessen Kopf ein Jagdkupfer von Michael Heinrich Renz (1701–1758) zierte (Abb. 1), enthielt neben Hanckes „Jäger-Lied“ die in Versform eingerichteten Regeln des Ordens, die auf die Melodie des ebenfalls abgedruckten französischen Jagdliedes „Pour aller à la chasse“ singbar waren. Diese „S. Huberti Aria“ hatte Sporck auf seiner Kavalierstour als junger Adliger um 1680 am Hof von Versailles kennengelernt (von dort führte Sporck zudem das Parforcehorn in die deutsche Jagdmusik ein). Die Weise von „Pour aller à la chasse“ übernahm auch Hancke für sein „Jäger-Lied“ (Edition A). Überliefert ist, dass ein Chor bediensteter Jäger unter Leitung von Sporcks Kapellmeister Tobias Anton Seemann das Lied am 30. Oktober 1723 Kaiser Karl VI. während einer Jagdpause vorsang und die adlige Jagdgesellschaft mit einstimmte (s. Heinrich Benedikt 1923).
II. Hanckes barockes „Jäger-Lied“ entwirft in zwölf Strophen ein Idealbild der „hohen Jagd“, wie sie Sporcks Hubertusorden pflegte. Im Zeitalter des Absolutismus gehörte die Jagd zu den größten Lustbarkeiten des Adels (Cynthia – die Göttin der Jagd – breche gar „die Ketten der geilen Venus“, heißt es vielsagend in Str. 5 des Liedes). Bei der Parforcejagd wurde das Wild mit Hilfe von Hundemeuten gehetzt und schließlich erlegt. Um hohe Abschussquoten sicherzustellen, hielt man die Tiere in Gehegen gefangen (Str. 3) und ließ sie erst zu Jagdbeginn frei (Str. 12). Hancke beschreibt den Wald aber nicht nur als Ort, wo „Rohr und Büchse“ knallen und „Jäger-Hörner klingen“ (Str. 11). Auch andere Aspekte der Jagd, etwa das Erlebnis der Morgendämmerung (Str. 1 und 2) oder die Ruhepausen in freier Natur (Str. 6 und 7), werden angesprochen. Es waren neben der eingängigen Melodie wohl wesentlich diese Strophen, die das Lied populär machten.
III. Hanckes „Jäger-Lied“ fand schon bald nach seiner Entstehung Verbreitung, vor allem offenbar durch Liedflugschriften. Von einem „Fliegenden Blatt“ übernahmen Johann Büsching und Friedrich von der Hagen „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ in ihre 1807 erschienene „Sammlung Deutscher Volkslieder“ (Edition B) und merkten dabei an: „Im nördlichen und südlichen Deutschlande nebst der Melodie sehr bekannt“. Während der Befreiungskriege gegen Napoleon entstand eine Reihe aktualitätsbezogener Kontrafakturen des Liedes (z. B. Friedrich de la Motte Fouqué: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen„). Im „Teutschen Liederbuch zunächst zum Gebrauche für Hochschulen“ (Stuttgart 1823) tragen allein 14 Liedtexte die Tonangabe „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“. Im Prozess der Tradierung war der Text von Hanckes „Jäger-Lied“ mehr oder weniger großen Änderungen unterworfen. In der „Sammlung Deutscher Volkslieder“ haben die Strophen eine völlig andere Reihung (1-2-9-10-11-3-7-6-4-12-8), die ursprüngliche fünfte Strophe mit der Anspielung auf die „geile Venus“ ist entfallen (Edition B). Viele Liedflugschriften des frühen 19. Jahrhunderts enthalten eine auf sechs Strophen gekürzte Fassung des Liedes (1-2-3-4-7-neue Schlussstrophe; s. Anmerkung zu Edition D). In dem von Carl Hase herausgegebenen „Liederbuch des deutschen Volkes“ (Leipzig 1843) umfasst „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ acht Strophen (1-2-11-3-7-6-4-8); es gebe aber, heißt es ergänzend, von diesem „Volkslied“ noch „mancherlei weiter ausmalende Verse“. Eine Parodie des weithin bekannten „Jäger-Liedes“ schuf Adolf Glaßbrenner im Revolutionsjahr 1848. Das einem Berliner Leierkastenmann in den Mund gelegte Lied berichtet von der Verjagung des verhassten Reichskanzlers Metternich aus Wien: „Frisch auf, zum fröhlichen Jagen! / Nun ist es an der Zeit! / Nun fängt es an zu tagen / Flieh, Kanzler, schnell un weit! / Hinaus, du Missethäter, / Du sanfter Wütherich! / Hinaus, du Volksverräther / Durchlaucht von Metternich!“ (Edition C).
IV. Wie viele traditionelle Lieder, die über Generationen populär blieben, unterlag „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ vor allem in der mündlichen Überlieferung starken textlichen und melodischen Veränderungen. Auch in privaten Aufzeichnungen weist das Lied z.T. deutliche Varianzen auf, wie dies ein 1880 angelegtes handschriftliches Liederbuch aus Lothringen zeigt (Edition D). Im Zuge der um 1900 verstärkt einsetzenden Bestrebungen einer wissenschaftlichen Erschließung des aktiv gesungenen „Volkslied“-Repertoires wurden im deutschsprachigen Raum ganz unterschiedliche Fassungen von „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ ermittelt, in denen Hanckes Vorlage z. T. nur noch rudimentär erkennbar ist. In Kärnten zeichnete Karl Liebleitner 1912 eine dreistrophige Version des Liedes mit einigen neu hinzu gekommenen Versen, anderer Melodie sowie einem Refrain auf, der das Jagdhornblasen lautmalerisch imitierte („Tridihejo dihejo“). Als vermeintlich authentisches Kärtner Volkslied veröffentlichte Liebleitner diese Fassung von Hanckes „Jäger-Lied“ 1916 in der gemeinsam mit Primus Lessiak herausgegebenen Sammlung „Im Schützengraben“ (Edition E). Bemerkenswert ist, dass diese Variante von „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen“ aus mündlicher Überlieferung zur bis heute dominanten Fassung in Gebrauchsliederbüchern wurde. Dies ist wesentlich auf die Vermittlerrolle von Walther Hensel zurückzuführen, der das von Liebleitner mitgeteilte Lied durch Aufnahme in seine Sammlung „Das Aufrecht Fähnlein“ (1923) dem Singrepertoire der Wandervogel- und Jugendbewegung erschloss (Edition F).
TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(Mai 2012)
- Anton Anderluh: Kärntens Volksliederschatz. Dritte Abteilung: Brauchtumslieder, Ständelieder. Dritter Band. Klagenfurt 1971, S. 320–322 (Nr. 249).
- Friedlaender 1902, Bd. 2, S. 10f.
- Hoffmann/Prahl 1900, S. S. 20 (Nr. 80).
- Erk/Böhme 1894, Bd. 3, S. 310 (Nr. 1449).
Weiterführende Literatur
- Georg Burkert: Gottfried Benjamin Hancke. Ein schlesischer Spät-Barockdichter. Phil. Diss. Brelau 1933.
- Heinrich Benedikt: Franz Anton Graf von Sporck (1662–1738). Zur Kultur der Barockzeit in Böhmen. Wien 1923 (zur Aufführung des „neuen Jägerliedes“ [= G. B. Hanckes „Auf, auf…“] anlässlich einer Jagd im Beisein Kaiser Karls VI. am 30. Oktober 1723 vgl. S. 111).
Quellenübersicht
- Ungedruckte Quellen: zahlreiche Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
- Gedruckte Quellen: häufig auf Flugschriften, überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern
- Bild-Quellen: —
- Tondokumente: sehr viele Tonträger
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.
© Deutsches Volksliedarchiv
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