Auf einem Baum ein Kuckuck

Auf einem Baum ein Kuckuck –
sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim,
auf einem Baum ein Kuckuck saß.

Da kam ein junger Jäger –
sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim,
da kam ein junger Jägersmann.

Kinderlieder-CD zum Mitsingen

Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme

Der schoß den armen Kuckuck –
sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim,
der schoß den armen Kuckuck tot.

Und als ein Jahr vergangen –
sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim,
und als ein Jahr vergangen war.

Da war der Kuckuck wieder –
sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim,
da war der Kuckuck wieder da!

Da freuten sich die Leute –
sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim,
da freuten sich die Leute sehr.*

(*die letzte Strophe gibt es erst in neueren Liederbüchern)

Text und Melodie: anonym ca. 1830

Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Tobias Widmaier: Auf einem Baum ein Kuckuck (2008). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. http://www.liederlexikon.de/lieder/auf_einem_baum_ein_kuckuck/

Das Lied „Auf einem Baum ein Kuckuck“ ist erstmals in den 1830er Jahren belegt. Zunächst primär als scherzhaftes Gesellschaftslied beliebt, diente „Auf einem Baum ein Kuckuck“ im 20. Jahrhundert als Wander-, Schul- und Kinderlied.

I. Ludwig Erk veröffentlichte das aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnete Lied „Auf einem Baum ein Kuckuck“ erstmals 1838 in seiner Sammlung „Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen“ (Edition A). Dabei teilte er nur die ersten drei der bis heute geläufigen Strophen mit: Ein „Jägersmann“ schießt „den armen Kuckuck“ tot, der jedoch im Folgejahr „wieder wach“ (Erk/Böhme 1894), „wieder da“ (Edition E) bzw. „wieder lawendig“ (Edition C) ist. Seine Popularität als scherzhaftes Gesellschaftslied bezog „Auf einem Baum ein Kuckuck“ wesentlich aus den wiederholten Unsinnssilben („sim sa la dim bam ba sa la du sa la dim“ u. ä.), die, schnell gesungen, den Charakter eines Zungenbrechers haben. In studentischen Kreisen wurde, wer sich dabei verhaspelte, mit einer „Bierstrafe“ belegt (Erk/Böhme 1894). Nicht verwunderlich, dass eine variante Liedfassung (mit dem lautmalerischen Strophenannex „Prrrrrik! Kukuk – Bum!“) 1846 als Karnevalsgesang in Mainz belegt ist (Edition C).

II. Parallel dazu ist „Auf einem Baum ein Kuckuck“ auch als Wander-, Schul- und Kinderlied nachzuweisen. In Gottfried Wilhelm Finks „Musikalischem Hausschatz der Deutschen“ (1843) trägt das Lied den Titel „Beim Schlendern“ (Edition B). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand es in vielen Liederbüchern der Jugendbewegung Aufnahme. Der Rezeptionshöhepunkt des Liedes aber liegt zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs und Mitte der 1960er Jahre. In neueren Liederbüchern ist verschiedentlich eine zusätzliche Schlussstrophe belegt („Da freuten sich die Leute sehr“). Vor 1927 ist „Auf einem Baum ein Kuckuck“ als Kinderlied mit einer Spielbeschreibung aufgezeichnet worden (Edition E). Bemerkenswert ist die offensichtliche Verwandtschaft mit einem schwedischen Kinderlied (aufgezeichnet vor 1886): der erschossene Vogel ist in dieser fremdsprachigen Liedparallele allerdings ein Rabe, der am Ende vom Jäger verzehrt wird (Edition D).

III. In jüngerer Zeit werden dem Lied verschiedentlich politische Implikationen zugeschrieben. Das Wissen um diese ursprüngliche Textebene sei wie im Fall auch anderer Volkslieder verloren gegangen, heißt es etwa in der „Liederkiste“ (1977), dem zweiten Liederheft des Vereins Student für Europa – Student für Berlin: Der Kuckuck sei hier das Symbol für Widerstand, für Freiheit, die sich nicht unterdrücken lasse. Dementsprechend zählte „Auf einem Baum ein Kuckuck“ in den 1970er Jahren zu den Lieblingsliedern eines Freiburger Straßenmusikers, der erklärte, wie der Kuckuck immer wieder zu kommen und zu musizieren, wenn er von „Ordnungshütern vertrieben“ würde (James 1981). 1978 entstand zudem eine politische Parodie des Liedes, die von einem Kranführer handelt, der wegrationalisiert, dank einer kämpferischen Gewerkschaft jedoch wieder eingestellt wird (Edition F).

TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(August 2008)

Editionen und Referenzwerke

Weiterführende Literatur

  • James, Barbara: „Freiheit und Glück!“ Straßenmusik heute. Ein Sänger und sein Repertoire. In: Jahrbuch für Volksliedforschung 26 (1981), S. 75–99 (Zitat S. 86).

Quellenübersicht

  • Ungedruckte Quellen: etliche Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern
  • Bild: —
  • Tondokumente: viele Tonträger

Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Berlin) miteinbezogen.

© Deutsches Volksliedarchiv

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