Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand

Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand
zieht rastlos der Wandrer von Lande zu Land.
Er kennt viele Straßen und sieht manchen Ort,
doch fort muß er wieder, muß weiter fort.

So liebliche Blumen am Wege da stehn,
muß leider der Wandrer vorübergehn;
sie blühen so herrlich, sie winken ihm hin,
doch fort muß er wieder, muß weiter noch ziehn.

Kinderlieder-CD zum Mitsingen

Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme

Wohl sieht er ein Häuschen am Wege da stehn,
umkränzet von Blumen und Trauben so schön;
hier könnt’s ihm gefallen, er wünscht, es wär sein,
doch fort muß er wieder, die Welt aus und ein.

Ein liebliches Mädchen, das redet ihn an:
„Sei freundlich willkommen, du Wandersmann!“
Wie sieht ihm ins Auge, er drückt ihr die Hand,
doch fort muß er wieder in ein andres Land.

So bietet das Leben ihm manchen Genuß,
das Schicksal gebietet dem zögernden Fuß;
und steht er am Grabe und schauet zurück:
nie hat er genossen das irdische Glück.

In den verschiedenen Liederbüchern stehen Varianten zu den Strophen. Hier ein leicht abgewandelter Text:

Ein Sträußchen am Hute, den Stab an der Hand
zieht rastlos der Wandrer von Lande zu Land.
Er sieht so manch Städtchen, er sieht manchen Ort:
Doch fort muß er wieder, muß weiter fort.

Da sieht er am Wege viel Blumen da stehn:
Der Wandrer muß eilend vorübergehn;
sie blühen so herrlich, die duften so schön:
Doch fort muß er wieder, muß weiter zieh’n.

Dort winkt ihm ein Häuschen, am Berge gebaut,
von Rosen umgeben, von Trauben umlaubt:
Da könnt’s ihm gefallen, da sehnt‘ er sich hin;
doch fort muß er wieder, muß weiter zieh’n.

Ein freundliches Mädchen, das redet ihn an:
„Sei herzlich willkommen, du wandernder Mann!“
Sie sieht ihm ins Auge, er drückt ihr die Hand:
Doch fort muß er wieder, muß weiter zu Land.

Es bietet das Leben ihm manchen Genuß,
das Schicksal gebietet dem strauchelnden Fuß.
Da steht er am Grabe und schauet zurück:
Hat wenig genossen vom irdischen Glück.

Text und Melodie: Conrad Rotter 1825 – (1801-1851) (ursprünglich „Ein Reislein am Hute“), 1835 von Friedrich Silcher (1789-1860) bearbeitet und veröffentlicht.

Franz Magnus Böhme schreibt dazu 1895 in „Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert“ (Leipzig: Breitkopf und Härtel 1895, S. 490ff): „Ein durch ganz Deutschland gekanntes und beliebtes Lied, das sich das Volk in Schwaben und im Elsaß, in Thüringen und Sachsen, in dem Brandenburgischen und Nassauischen etc. zurecht gesungen hat und darum in vielen Varianten vorliegt. Der ursprüngliche Text heißt: ‚Ein Reislein am Hute, den Stab in der Hand‘ und stammt nebst Melodie von Conrad Rotter 1825. Der Verfasser starb als Oberlehrer am Matthiasgymnasium in Breslau 1851. […] Durch Silchers Ausgabe 1835, die zugleich den ersten Druck bildet, kam das Lied zur weiteren Umbildung unter das singende Volk.“


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