Ich geh mit meiner Laterne

Ich geh mit meiner Laterne,
und meine Laterne mit mir.
Da oben, da leuchten die Sterne,
da unten, da leuchten wir.
Mit Lichtern hell sind wir zur Stell,
rabimmel, rabammel, rabumm.
Mit Lichtern hell sind wir zur Stell,
rabimmel, rabammel, rabumm.

Kinderlieder-CD zum Mitsingen

Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme

Ich geh mit meiner Laterne,
und meine Laterne mit mir.
Da oben, da leuchten die Sterne,
da unten, da leuchten wir.
Laternenlicht, verlösch mir nicht!
Rabimmel, rabammel, rabumm.
Laternenlicht, verlösch mir nicht!
Rabimmel, rabammel, rabumm.

Ich geh mit meiner Laterne,
und meine Laterne mit mir.
Da oben, da leuchten die Sterne,
da unten, da leuchten wir.
Mein Licht ist aus, wir gehn nach Haus,
rabimmel, rabammel, rabumm.
Mein Licht ist aus, wir gehn nach Haus,
rabimmel, rabammel, rabumm.

(In einigen Liederbüchern befindet sich nur die letzte Strophe)

Text und Melodie: Norddeutschland 19. Jahrhundert

Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Tobias Widmaier: Ich geh mit meiner Laterne (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
http://www.liederlexikon.de/lieder/ich_geh_mit_meiner_laterne/

„Ich geh mit meiner Laterne“ ist das gegenwärtig wohl verbreitetste Lied, das im Rahmen organisierter Laternenumzüge, vor allem anlässlich des Martinstages am 11. November, gesungen wird. Es weist Verbindungen zu unterschiedlichen seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufgezeichneten Liedern auf, die dem norddeutschen Kinderbrauch des spätsommerlichen Laternegehens entstammen. Strophen, die konkreten Bezug auf den Martinstag nehmen, sind erst Mitte des 20. Jahrhunderts hinzugetreten. Die tatsächliche Herkunft des Liedes „Ich geh mit meiner Laterne“ ist vorläufig ungeklärt. Seine ersten Text- und Melodiezeilen lassen sich bereits in einer Wiener Singspielnummer des frühen 19. Jahrhunderts nachweisen.

I. Textlich und musikalisch fast wörtlich findet sich der Beginn des Laternenliedes in einem Quodlibet der Wiener Gesangsposse „Die falsche Prima-Donna in Krähwinkel“ (Text: Adolf Bäuerle, Musik: Ignaz Schuster) aus dem Jahr 1818 (Edition A). Dieses zitathafte Aufgreifen lässt vermuten, dass das Lied schon damals einen gewissen Bekanntheitsgrad besaß, doch liegen bislang keine Hinweise vor, aus welchem Gebrauchskontext es stammt. Als Quodlibet-Baustein ist das Laternenlied umrahmt von Zeilen aus dem seinerzeit äußerst populären Lied „Wann i in der Früh aufsteh“ im pseudo-tiroler Ton (als Singspielnummer 1785 komponiert von Franz Xaver Tost) und einem Bruchstück aus Mozarts „Zauberflöte“ („Wo willst du kühner Fremdling hin“).

II. Von Mitte des 19. Jahrhunderts an wird eine Reihe von Liedern dokumentiert, die im Rahmen eines in Norddeutschland verbreiteten Kinderbrauchs erklangen (und teilweise noch erklingen): an Spätsommerabenden zogen (und ziehen) dabei Gruppen von Kindern mit Laternen singend umher („Laternegehen“). Möglicherweise handelt es sich hier ursprünglich um eine Form spielerischer Nachahmung des Nachtlebens, das sich – nicht zuletzt auf Grund fortschreitender Beleuchtungstechniken – „seit dem 18. Jahrhundert in den europäischen Metropolen herausbildete und zu einer der charakteristischen Erscheinungen der modernen städtischen Zivilisation wurde“ (Wolfgang Schivelbusch). Die bislang früheste Spur von „Ich geh mit meiner Laterne“, veröffentlicht 1851, stammt aus Oldenburg (Edition B), doch soll einer Quelle des späten 19. Jahrhunderts zufolge Emanuel Geibel (1815–1884) bereits als Kind in Lübeck ein Laternenlied gesungen haben, in dem der refrainartige Vordersatz von „Ich geh mit meiner Laterne“ zu erkennen ist (Edition C). Die wohl erste, auf einer mündlichen Praxis beruhende Veröffentlichung von Text und Melodie im Jahr 1913 stammt von Fritz Jöde, dem späteren Impulsgeber der Jugendmusikbewegung (Edition D). Sie enthält nur kleinere Abweichungen zum Lied in seiner heute geläufigen Gestalt. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber findet „Ich geh mit meiner Laterne“ eine breite Rezeption in Gebrauchs- und Kinderliederbüchern, wobei häufig eine norddeutsche Herkunft des Liedes behauptet wird..

III. Eine bemerkenswerte Melodieparallele weist das 1896 von Otto Lob (1834–1908) komponierte Studentenlied „Zerfahrener Schüler“ auf (Text: Eduard Heyk), der das Lied „Ich geh mit meiner Laterne“ offenbar kannte und musikalisch adaptierte (Edition E).

IV. Ende des 19. Jahrhunderts setzte im katholischen Rheinland eine bürgerliche Reform des dort verbreiteten, von Kindern und Jugendlichen gepflegten Martins-Brauchtums ein, das Anmutungen einer Initiation trug, zunehmend aber als störend empfunden wurde (offensives Heischen von Brennholz und Gaben, Entzünden von Feuern, ritualisierte Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen). Dem Beispiel Düsseldorf folgend organisierte man in Städten zunächst des Rheinlandes Kinder-Martinsumzüge mit Laternen und Gesang, bei denen ein als St. Martin verkleideter Reiter im Mittelpunkt stand. Dieser neue, Kennzeichen einer „Ästhetisierung, Pädagogisierung und Domestizierung“ (Herbert Schwedt) tragende Martinsbrauch verbreitete sich im Lauf des 20. Jahrhunderts, auch über Konfessionsgrenzen hinweg, in ganz Deutschland. Zum propagierten Repertoire spezifischer, vielfach neu geschriebener Martinslieder traten mit der Zeit auch Laternenlieder wie „Ich geh mit meiner Laterne“, das sich nach 1945 in mehreren textlichen Zurichtungen mit Bezügen zu dem begangenen Heiligenfest nachweisen lässt (Edition F, Edition G).

V. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist „Ich geh mit meiner Laterne“ zu einem der bekanntesten Kinderlieder überhaupt geworden, was vor allem auf seine Pflege in Kindergärten und Grundschulen zurückzuführen ist, wo Laternebasteln und Laternenumzug Teil einer projekt- und erlebnisorientierten Pädagogik geworden sind. Beleg für die verbreitete Kenntnis des Liedes in den seither heranwachsenden Generationen sind auch die vielen Parodien aus neuerer Zeit: zu seiner Melodie werden nun Protestsongs gegen die Hochschulpolitik, gegen Atommülltransporte oder gegen Neonazis gesungen (Edition H).

TOBIAS WIDMAIER
(Juni 2007)

Weiterführende Literatur

  • Herbert Schwedt: St. Martin – Ein reformierter Brauch! Bräuche – Geschichte und Theorie. In: Volkskultur an Rhein und Maas 11 (1992), H. 1, S. 9–18 (Zitat S. 16).
  • Hans Hermann Meyer: Die Laternenumzüge bremischer Kinder im 19. Jahrhundert. In: Bremisches Jahrbuch 70 (1991), S. 87–116.
  • Wolfgang Schivelbusch: Lichtblicke. Zur Geschichte der künstlichen Helligkeit im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1986 (Zitat S. 134).

Quellenübersicht

  • Ungedruckte Quellen: kaum Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern (überwiegend nach 1950), etliche sonstige Rezeptionsbelege
  • Bild-Quellen: zahlreiche Illustrationen in Kinderliederbüchern (beziehen sich meist allgemein auf das Motiv des Laternegehens)
  • Tondokumente: viele Tonträger

Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Berlin) miteinbezogen.

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