Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
Zum hohen Abendhimmel quoll der Rauch.
Das war ein Singen in dem ganzen Heere,
Und ihre Reiterbuben sangen auch.
Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,
Her tänzelte die Marketenderin,
Und unterm Singen sprach der Knaben einer:
Mädchen, du weißt´s, wo ging der König hin?
Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme
Diesseits des Tales stand der junge König
Und griff die feuchte Erde aus dem Grund,
Sie kühlte nicht die Glut der armen Stirne,
Sie machte nicht sein krankes Herz gesund.
Ihn hielten nur zwei jugendfrische Wangen
Und nur ein Mund, den er sich selbst verbot,
Noch fester schloß der König seine Lippen
Und sah hinüber in das Abendrot.
Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
Vorm roten Abendhimmel quoll der Rauch,
Und war ein Lachen in dem ganzen Heere,
Und jener Reiterbube lachte auch.
Text: Börries Freiherr von Münchhausen 1920 (1874-1945)
Melodie: Robert Götz 1920 (1892-1978)
Weitere Informationen zu diesem Lied auf der Website der Museen Köln in einem Text im Rahmen der Ausstellung: Von Navajos und Edelweißpiraten – Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933 – 1945
http://www.museenkoeln.de/ausstellungen/nsd_0404_edelweiss/db_inhalt.asp?S=37&G=54&S=34:
Beschreibung
Die Ehrenfelder Navajos, so Friedrich Etzbach in seiner Vernehmung durch die Gestapo, würden auch gemeinsame Lieder singen, so beispielsweise „Hohe Tannen“, „Madagaskar“ und „weitere Lieder, in denen von ‚Bündischer Jugend‘ die Rede“ sei. Ein weiteres Lied sei „Jenseits des Tales“.
Das Lied wurde laut Peter Schneider von der Jugendgruppe gesungen, die sich im Sommer/Herbst 1937 auf dem Georgsplatz traf.
Jenseits des Tales standen ihre Zelte
T: Freiherr von Münchhausen, M: Robert Götz
Stammt von Börries Freiherr von Münchhausen (1874 bis 1945). Erschien in seinem Balladenbuch vermutlich 1924. Die Melodie dazu lieferte Robert Götz, welcher dieses Lied in seinem Liederbuch „Aus grauer Städte Mauern“ (ein Liederbuch für die JGBW) 1932 veröffentlichte.
Münchhausen schrieb unzählige Balladen und Lieder. In seinen Balladen verehrte er die Ritterlichkeit und kam dadurch dem romantischen Lebensgefühl der deutschen Jugendbewegung entgegen.
Von der JGBW wurde der Appell an Ritterlichkeit und Adel des Herzens begeistert aufgenommen. Dieses Lied wurde früher sehtr oft gersungen. Jedoch die wenigsten wagten, die zwei letzten Verse zu singen. In der evang. Jugend z.B. wurde sogar der dritte Vers umgeändert: …und der König trat in ihre Mitte und zur Gefolgschaft hieß uns sein Geheiß…
Was Münchhausen bewogen hat, die zwei letzten Verse „erotisch“ zu formulieren, ist mir nicht bekannt. Vermutlich hängt es jedoch mit seinem Gedicht über den „Zarten Knaben mit dem Pfert“ zusammen. Vielleicht ließ sich M. auch inspirieren durch die Ostgoten und deren letzten und jungen König Teja. (Felix Dahn hat in seinem „romantischen“ Buch „Ein Kampf um Rom“ die Ostgoten 1974 beschrieben). Ein zeitkritischer Beobachter stellte außerdem damals nüchtern fest, dass die Reiterbuben des gotischen Heeres ihren Herren „sehr zugeneigt“ waren. (Übrigens waren die „gotischen Reiterknaben“ die einzigen, welche in der deutschen Geschichtsschreibung je als „Reiterbuben/Knaben“ beschrieben wurden).
Übrigens wurden in der JGBW von „Jugendbewegten“ einige „leicht angehauchte erotische“ Lieder geschrieben (siehe z.B. Werner Helwigs Lied: „Vale’ria“).
Erklärung von Hans Schmitt, ehemals Evangelische Jungenschaft Karlsruhe
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