Nun ade, du mein lieb Heimatland

Nun ade, du mein lieb Heimatland,
lieb Heimatland, ade.
Es geht nun fort zum fremden Strand,
lieb Heimatland, ade.
Und so sing ich denn mit frohem Mut,
wie man singet, wenn man wandern tut,
lieb Heimatland, ade!

Kinderlieder-CD zum Mitsingen

Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme

Wie du lachst mit deines Himmels Blau,
lieb Heimatland, ade.
Wie du grüßest mich mit Feld und Au‘,
lieb Heimatland, ade.
Gott weiß, zu dir steht stets mein Sinn,
doch jetzt zur Ferne zieht’s mich hin:
Lieb Heimatland, ade!

Begleitest mich, du lieber Fluß,
lieb Heimatland, ade.
Bist traurig, daß ich wandern muß;
lieb Heimatland, ade.
Vom moos’gen Stein am wald’gen Tal,
da grüß‘ ich dich zum letzten Mal:
Lieb Heimatland, ade!

Text: August Disselhoff 1851 – (1829-1903)
Melodie: nach einer westfälischen Soldatenweise 19. Jahrhundert

Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Tobias Widmaier: Nun ade, du mein lieb Heimatland (2012). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
http://www.liederlexikon.de/lieder/nun_ade_du_mein_lieb_heimatland/

Das Wanderlied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ wurde 1851 von August Disselhoff geschrieben und fand zunächst vor allem als Studenten- und Chorlied Verbreitung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es von der Wandervogelbewegung aufgegriffen und ist bis heute populär geblieben.

I. In dem 1851 auf eine ältere Soldatenweise geschaffenen Lied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ verarbeitete August Disselhoff (1829–1903) eine persönliche Lebenssituation: Er thematisierte darin den Abschied von seinem Heimatort Arnsberg („Westfalen mein ade!“) und die eigenen, hoffnungsfrohen Gefühle („so sing ich denn mit frohem Muth“) angesichts seines Fortgangs nach Halle („Es geht jetzt fort zur Saale Strand“), wo er damals Theologie studierte. Dort soll Disselhoff sein „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ erstmals im Rahmen eines Kneipabends der Studentenverbindung „Salingia“ präsentiert haben, das dann alsbald zum „Salingerlied“ erkoren wurde. Unter dem Titel „Westfalenlied“ erschien das Lied zuerst 1853 im „Neuen Hallischen Liederbuch für deutsche Studenten“ (Edition A).

II. Das Lied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ wurde in der Folge rasch volkstümlich. Dabei entfiel die dritte der ursprünglich vier Strophen, die konkreten Lokalbezüge ersetzte man durch allgemeinere Formulierungen („lieb Heimatland, ade“ [statt: „Westfalen mein ade“]; „es geht jetzt fort zum fernen [statt: zur Saale] Strand“). Schon ein Jahrzehnt nach seiner Entstehung findet sich Disselhoffs Lied in einer von der Zürcher Schulsynode herausgegebenen „Sammlung von Volksgesängen für den gemischten Chor“ (Edition B). Bis um 1900 erschien es noch in einer Reihe weiterer Chorliedsammlungen, daneben in studentischen Kommersbüchern und Liederbüchern für den bürgerlichen Hausgebrauch (z. B. „Erks Deutscher Liederschatz“, Leipzig um 1890).

III. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Wandervogelbewegung „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ ins Repertoire ihrer Wanderlieder aufgenommen; als solches erlangte das Lied große Popularität (Edition C), die bis in die Gegenwart anhält. Mehrere Parodien von „Nun ade, du mein lieb Heimatland“ sind im DVA überliefert, darunter ein 1926 in Köln aufgezeichnetes, von Mitgliedern des Stahlhelm gesungenes antikommunistisches Hetzlied sowie eine 1930 mitgeteilte erotische Umdichtung (Edition D).

TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: ANNETTE KRÄTER
(Februar 2012)

Editionen und Referenzwerke

Weiterführende Literatur

  • Norbert Disselhoff: August Disselhoff, Pfarrer und Dichter des Liedes „Nun ade, du mein lieb Heimatland“. In: Heimatblätter. Zeitschrift des Arnsberger Heimatbundes H. 24 (2003), S. 60–77.
  • Geschichte der studentischen Verbindung Salingia zu Halle a. d. S. von 1845-1877 […] bearbeitet von W. Lichnock. St. Johann a. d. Saar 1900, S. 51f.

Quellenübersicht

  • Ungedruckte Quellen: kaum Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern, etliche sonstige Rezeptionsbelege
  • Bild-Quellen: gelegentlich auf Liedpostkarten
  • Tondokumente: sehr viele Tonträger

Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.

© Deutsches Volksliedarchiv

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