Rosestock, Holderblüh,
Wenn i mei Dirnderl sieh,
lacht mer vor lauter Freud
´s Herzerl im Leib.
La la la, la la la,
la la la la la la.
G´sichterl wie Milch und Blut,
´s Dirndel is gar so gut,
um und um dockerl* nett
wenn i´s no hätt‘!
La la la, la la la,
la la la la la la.
*Docke=Puppe
Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme
Armerl so kugelrund,
Lippe so frisch und gesund,
Füßerl so hurtig geschwind
tanzt wie der Wind.
La la la, la la la,
la la la la la la.
Wenn i ins dunkelblau,
funkelhell Äugerl schau,
mein i, i seh in mei
Himmelreich ’nei.
La la la, la la la,
la la la la la la.
So kann’s i nimmer tragen,
i muß dem Pfarrer sagen,
so halt i´s nimmer aus,
i führ mir´s z´Haus.
La la la, la la la,
la la la la la la.
Text und Melodie: Schwaben 18. Jahrhundert, 1837 von Friedrich Silcher (1789-1860) gedruckt und verbreitet
Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Frauke Schmitz-Gropengiesser: Rosestock, Holderblüt‘ (2013). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
http://www.liederlexikon.de/lieder/rosestock_holderbluet/
Das aus Süddeutschland stammende Liebeslied „Rosestock, Holderblüt'“ wurde erstmals 1842 von Friedrich Silcher in einer Bearbeitung für vierstimmigen Männerchor veröffentlicht. Es erlangte in der Folge rasch breite Bekanntheit und wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts in viele Volksliedsammlungen und studentische Kommersbücher aufgenommen. Eher verhalten war die Rezeption des Liedes in der Wandervogelbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl blieb „Rosestock, Holderblüt'“ bis heute populär.
I. Der Komponist, Musikpädagoge und Tübinger Universitätsmusikdirektor Friedrich Silcher (1789–1860) veröffentlichte ab 1826 insgesamt 12 Hefte mit „Volksliedern“ für vier Männerstimmen, die seinerzeit großen Widerhall fanden. Ein Teil dieser Lieder stammte aus der mündlichen Singpraxis seiner schwäbischen Heimat (z. B. Muss i denn, muss i denn zum Städtele naus), wobei das Maß bearbeitender Eingriffe in Text und Melodie unterschiedlich war. Wie sich dies im Fall von „Rosestock, Holderblüt'“ verhält, ist unklar, denn Silchers Vorlage ist nicht überliefert. Sein „Oberschwäbisches Tanzliedchen“ betitelter Männerchorsatz erschien zuerst 1842 („Volkslieder“ Heft 7, op. 38, Nr. 6) (Edition A).
II. Im Liebeslied „Rosestock, Holderblüt'“ besingt ein junger Mann schwärmerisch sein „Dienderl“. Mit den vier Strophen im Schnaderhüpfel-Stil, dem jeweils angehängten La-la-la-Refrain und der ländlerhaften Melodie entspricht „Rosestock, Holderblüt'“ einem zeitmodischen Liedtypus (vgl. Kommt ein Vogel geflogen, Und die Würzburger Glöckli). Der Text ist in einer nicht sehr stark ausgeprägten mundartlichen Ausformung gehalten, die kaum als „oberschwäbisch“ bezeichnet werden kann. Der hybrid-süddeutsche Dialekt war auf die Rezeption des Liedes durch bürgerliche Männerchöre abgestimmt.
III. Silchers Volkslied-Bearbeitungen besaßen ebenso wie dessen Eigenschöpfungen im Volkston („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“) in der ab den 1820er Jahren maßgeblich von Württemberg ausgehenden Männerchorbewegung einen hohen Stellenwert. Auch „Rosestock, Holderblüt'“ fand so Eingang ins Repertoire vieler Männergesangvereine. Sammlungen wie der ab 1863 vielfach aufgelegte „Regensburger Liederkranz“ oder das auf Veranlassung Kaiser Wilhelms II. herausgegebene „Volksliederbuch für Männerchor“ (1906) tradierten „Rosestock, Holderblüt'“ in diesem Milieu weiter. Parallel dazu wurde das Lied zunehmend in Schul-, Studenten- und allgemeinen Gebrauchsliederbüchern veröffentlicht. Schon bald rechnete man „Rosestock, Holderblüt'“ zum Kanon „classischer Volkslieder“, die auch in den Salons der besseren Gesellschaft gepflegt wurden (Edition B).
III. Im „Deutschen Liederhort“, dem großen, Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Referenzwerk deutscher Volkslieder, findet sich „Rosestock, Holderblüt'“ mit einer fünften, um 1880 in Hessen aufgezeichneten Strophe (Erk/Böhme 1894). In ihr bekundet der junge Mann, seine Angebetete nun vor den Traualtar führen zu wollen. Diese fünfstrophige Fassung wurde von Liederbüchern der Jugend- und Wandervogelbewegung übernommen (Edition C), doch so stark wie viele andere Lieder wurde „Rosestock, Holderblüt'“ in diesem Umfeld nicht rezipiert. Davon unabhängig erfreute sich das Lied auch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts breiter Bekanntheit, wovon u.a. Liedpostkarten zeugen (Abb. 1). Relativ selten findet sich „Rosestock, Holderblüt'“ in Liederbüchern der NS-Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr das Lied eine erneut starke Rezeption, sowohl in Liederbüchern als auch auf Tonträgern.
FRAUKE SCHMITZ-GROPENGIESSER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(November 2012)
Editionen und Referenzwerke
- Erk/Böhme 1894, Bd. 2, S. 772f. (Nr. 1016).
- Friedlaender: Commersbuch 1892, S. 108 (Nr. 109) u. S. 160.
Quellenübersicht
- Ungedruckte Quellen: etliche Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
- Gedruckte Quellen: vereinzelt auf Flugschriften, überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern
- Bild-Quellen: öfters auf Liedpostkarten
- Tondokumente: viele Tonträger
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.
© Deutsches Volksliedarchiv
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