Stehn zwei Stern am hohen Himmel

Stehn zwei Stern am hohen Himmel,
Leuchten heller als der Mond;
Leuchten so hell, leuchten so hell,
Leuchten heller als der Mond.

Ach, was wird mein Schätzchen denken,
Weil ich bin so weit von ihr;
Weil ich bin, weil ich bin,
Weil ich bin so weit von ihr?

Kinderlieder-CD zum Mitsingen

Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme

Gerne wollt ich zu ihr gehen,
wenn der Weg so weit nicht wär;
Wenn der Weg, wenn der Weg,
Wenn der Weg so weit nicht wär.

Gerne wollt ich ihr was schenken,
Wenn ich wüßt, was recht sollt sein*;
Wenn ich wüßt, wenn ich wüßt,
Wenn ich wüßt, was recht sollt sein.
*oder: „Wenn ich wüßt, was ihr gefällt“

Gold und Silber, Edelsteine,
Schönster Schatz, gelt, du bist mein;
Schönster Schatz, schönster Schatz,
Schönster Schatz, gelt, du bist mein?

Ich bin dein, du bist mein,
Ach, was kann denn schöner sein;
Ach, was kann, ach, was kann,
Ach, was kann denn schöner sein?

Oder die 5. und 6. Strophe zusammengefaßt:

Gold und Silber, Edelsteine,
Schönster Schatz, gelt, du bis mein?
Ich bin dein, du bist mein,
Ach, was kann denn schöner sein?

Text und Melodie: anonym Anfang 19. Jahrhundert. Ohne die 1. Strophe gibt es auch „Ach, was wird mein Schätzchen denken“ als eigenständiges Lied.

Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Frauke Schmitz-Gropengiesser: Stehn zwei Stern am hohen Himmel (2012). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
http://www.liederlexikon.de/lieder/stehn_zwei_stern_am_hohen_himmel/

(Ach, was wird mein Schätzchen denken)

Das Liebeslied „Stehn zwei Stern am hohen Himmel“ ist in der heute bekannten Form erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts belegt. Es beruht auf dem im 19. Jahrhundert in vielen Text- und Melodievarianten kursierenden Lied „Ach, was soll mein Schätzchen denken“. Bei der gegenwärtig ersten Strophe handelt es sich um eine Wanderstrophe, die zunächst nur vereinzelt in das Lied integriert wurde. Mit Aufnahme des Liedes durch die Wandervogelbewegung rückte diese Strophe an den Liedanfang.

I. Das Lied „Ach, was soll mein Schätzchen denken“ war im 19. Jahrhundert offenbar sehr populär, denn es ist in zahlreichen Varianten aus mündlicher Überlieferung belegt. Es findet sich schon unter den Aufzeichnungen, die Jacob Grimm den Herausgebern von „Des Knaben Wunderhorn“ (1806–08) zukommen ließ (DVA: A 122095); dort wurde der Liedtext allerdings nicht veröffentlicht. Gesungen wurde das Lied auf unterschiedliche Melodien, am häufigsten wohl aber nach der Weise von „Ohne Lieb und ohne Wein“ (z. B. Edition A), einem Lied aus dem Singspiel „Der Teufel ist los, oder die verwandelten Weiber“ (1766) von Johann Adam Hiller (Libretto Christian Felix Weiße), das sich noch im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute und dessen Melodie auch für eine Reihe anderer Lieder übernommen wurde.

II. Lyrisches Ich des Liebesliedes „Ach, was soll mein Schätzchen denken“ ist ein junger Mann, der sich weit entfernt von seiner Liebsten aufhält. Er ergeht sich in Phantasien, die sich um ihre Person drehen, aber, kaum ausgesprochen, gleich wieder relativiert werden (Str. 2: „Gerne wollt ich zu dir gehen, / wenn der Weg so weit nicht wär“; Folgestrophen nach diesem Muster). Im „Deutschen Liederhort“ (1856) gab Ludwig Erk dem Lied den treffenden Titel „Was ich möchte“ (Edition A). Einige Strophen aus „Ach, was soll mein Schätzchen denken“ sind Wanderstrophen, die auch in anderen Liedern des 19. Jahrhunderts überliefert sind (z. B. Erk/Böhme Nr. 1416: „Hamburg ist ein schönes Städtchen“). Im Prozess mündlicher Tradierung wurden umgekehrt Strophen in „Ach, was soll mein Schätzchen denken“ aufgenommen, die zum sonstigen Liedinhalt nicht recht passen wollen (s. Anmerkungen zu Edition A). In einem 1855 angelegten handschriftlichen Liederbuch ist die heute erste Strophe („Stehn zwei Stern am hohen Himmel, / leuchten heller als der Mond“) dem Lied in einer varianten Textgestalt („Es stehen drei Sterne wohl an dem Himmel / glänzen heller als wie die Sonn“) als letzte Strophe angehängt (Edition B). Auch bei dieser Strophe handelt es sich um eine Wanderstrophe (vgl. Erk/Böhme Nr. 660 u. 699d).

III. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Lied von der Wandervogelbewegung aufgegriffen. Die Text- und Melodiefassung, die sich in den 1912 erschienenen „Fahrtenliedern der Schweizer Wandervögel“ findet (Edition C) und von dort in den „Zupfgeigenhansl“ übernommen wurde (Auflagen ab 1913), setzte sich in der Folge als Standardversion des Liedes allgemein durch ( Abb. 1). Gesungen wurde das Lied nun nicht mehr auf die Melodie, die im 19. Jahrhundert am gängigsten war (s. oben I.), sondern nach einer Weise bislang ungeklärter Herkunft. Zugleich rückte die zuvor nur vereinzelt angehängte „Sternen“–Strophe an den Liedanfang, andere Strophen hingegen entfielen. „Stehn zwei Stern am hohen Himmel“ fand in vielen Gebrauchsliederbüchern Aufnahme, die höchste Publikationsfrequenz lag dabei im Zeitraum zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs und den frühen 1960er Jahren. Auch in den Anfangsjahren der DDR erfuhr das traditionelle Liebeslied eine gewisse Rezeption (Edition D).

FRAUKE SCHMITZ-GROPENGIESSER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(September 2012)

Editionen und Referenzwerke

Quellenübersicht

  • Ungedruckte Quellen: etliche Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern
  • Bild-Quellen: gelegentlich auf Liedpostkarten
  • Tondokumente: etliche Tonträger

Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.

© Deutsches Volksliedarchiv

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