Zum Tanze, da geht ein Mädel

Zum Tanze, da geht ein Mädel mit güldenem Band,
zum Tanze, da geht ein Mädel mit güldenem Band,
das schlingt sie dem Burschen gar fest um die Hand,
das schlingt sie dem Burschen gar fest um die Hand.

Kinderlieder-CD zum Mitsingen

Kinderlieder – Album 1
Wiebke Hoogklimmer – Altstimme

Mein herzallerliebstes Mädel, so laß mich doch los,
mein herzallerliebstes Mädel, so laß mich doch los,
ich lauf dir gewißlich auch so nicht davon,
ich lauf dir gewißlich auch so nicht davon.

Kaum löset die schöne Jungfer das güldene Band,
kaum löset die schöne Jungfer das güldene Band,
da war in den Wald schon der Bursche gerannt,
da war in den Wald schon der Bursche gerannt.

Text und Melodie: schwedischer Reigengesang „Och jungfrun hon går i dansen“ aus dem 19. Jahrhundert, deutsche Übertragung von Alfred Julius Boruttau um 1910 – (1877–1940)

Ein ausführlicher Text zur Entstehungsgeschichte vom Forschungsprojekt des Deutschen Volksliedarchivs:
Tobias Widmaier: Zum Tanze da geht ein Mädel (2010). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
http://www.liederlexikon.de/lieder/zum_tanze_da_geht_ein_maedel/

Das Lied „Zum Tanze, da geht ein Mädel“ beruht auf dem schwedischen Reigengesang „Och jungfrun hon går i dansen“, der im 19. Jahrhundert in unterschiedlichen Varianten aufgezeichnet und um 1910 von Alfred Julius Boruttau ins Deutsche übertragen wurde. In der Jugendbewegung war „Zum Tanze, da geht ein Mädel“ recht verbreitet. Seinen Rezeptionshöhepunkt fand das Lied nach dem Zweiten Weltkrieg durch Aufnahme in zahlreiche Gebrauchs- und Schulliederbücher.

I. „Och jungfrun hon går i dansen“ ist in schwedischen Volksliedsammlungen des 19. Jahrhunderts in einer Reihe von Text- und Melodievarianten und mit unterschiedlichen Tanzbeschreibungen dokumentiert (Danielson/Ramsten 1998). Rezeptionsleitend wurde eine 1865 von Fr. Eggeling veröffentlichte Fassung des Liedes (Edition A). Zu ihrer Verbreitung im 20. Jahrhundert trug auch ein Chorsatz des schwedischen Komponisten Hugo Alfvén (1872–1960) bei („Och jungfrun hon går i ringen“).

II. Um 1910 hat der Tenor und Gesangslehrer Alfred Julius Boruttau (1877–1940) – der seinerzeit auch Lieder von Jean Sibelius und anderer skandinavischer Komponisten übersetzte – „Och jungfrun hon går i dansen“ ins Deutsche übertragen. Zum ersten Mal belegt ist „Zum Tanze, da geht ein Mädel“ im 1910 von Ludwig Carrière und Walther Werckmeister herausgegebenen „Liederborn“ (Edition B). Als Übersetzer wird Boruttau hier namentlich genannt, in Liedpublikationen der Folgezeit jedoch insgesamt nur selten. Den ersten drei Strophen der schwedischen Textvorlage folgte er eng: Besungen wird die Flucht eines Burschen vor einer in ihn verliebten jungen Frau, die während eines gemeinsamen Tanzes seine Hand mit einem „güldenen Band“ umschlingt (eine bildhaft-konkrete Umschreibung ihrer Versuche, mit ihm anzubändeln). Die von Eggeling mitgeteilten weiteren beiden Strophen (Edition A) spielen in der deutschsprachigen Tradierung des Liedes nur im Bereich der Chormusik eine Rolle.

III. Liederbücher der Wandervogel-Bewegung brachten „Zum Tanze, da geht ein Mädel“ in Umlauf (Edition C), wobei die aus Schweden übernommene Melodie in einigen Fällen auch abgewandelt wurde (Edition B). Rezeptionsbelege aus der Zeit des Nationalsozialismus finden sich kaum (eine der wenigen Ausnahmen bildet das Liederbuch des BDM „Wir Mädel singen“). In den 1950er und frühen 1960er Jahren ist „Zum Tanze, da geht ein Mädel“ dagegen relativ häufig in Gebrauchs- und Schulliederbücher aufgenommen worden. In der Singpraxis begleitete man das Lied teilweise durch Spielhandlungen, wie eine Aufzeichnung aus einer Stuttgarter Schule von 1952 zeigt (Edition D). Während „Zum Tanze, da geht ein Mädel“ in der Folkbewegung eher selten aufgegriffen wurde (Elster Silberflug: LP „Ich fahr dahin“, 1974), ist das Lied in der Bearbeitung Hugo Alfvéns auch aktuell im Repertoire verschiedener deutscher Chöre. Die Verlagsausgaben für Kinder-, Frauen- bzw. gemischten Chor (Edition Ferrimontana) nennen Kurt Suttner als Übersetzer des schwedischen Liedtextes ins Deutsche. Da aber die von Boruttau übertragenen Strophen fast wörtlich übernommen sind, kann dies nur für die Erweiterungen am Schluss gelten: Mit Gewehrschüssen soll der in den Wald geflohene Bursche wieder in die Arme seiner Tänzerin getrieben werden. Der aber spottet: „Willst Du mich haben, dann komm zu mir her!“

TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(August 2010)

Literatur

  • Eva Danielson, Märta Ramsten: Räven raskar. En bok om våra sånglekar. Stockholm 1998, S. 112–115.

Quellenübersicht

  • Ungedruckte Quellen: kaum Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: sehr häufig in Gebrauchsliederbüchern (ab 1910)
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: viele Tonträger

Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Berlin) miteinbezogen.

© Deutsches Volksliedarchiv

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